Blaue Lupinen: Ergebnisse der Landessortenversuche 2016

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Blaue Lupinen

Lupinen sind noch Exoten in Nordrhein- Westfalen

Süßlupinen haben unter den einheimischen Körnerleguminosen mit Proteingehalten von über 30% in der Trockenmasse den höchsten Proteingehalt und eine sehr gute Wertigkeit des Proteins. Sie sind mit diesen Eigenschaften der Ackerbohne und der Futtererbse deutlich überlegen. Pflanzenbaulich sind sie eine Bereicherung der Fruchtfolge und haben eine hervorragende Vorfruchtwirkung. Die Anbauflächen in NRW sind mit insgesamt rund 200 Hektar sehr bescheiden. Heinz Koch und Heinrich Brockerhoff erläutern, was beim Anbau von Körnerlupinen zu beachten ist und geben Tipps zur Sortenwahl.

Man unterscheidet zwischen drei Lupinenarten, die sich in den Ansprüchen an Boden, Klima sowie Qualitäten deutlich unterscheiden. Die Gelbe Lupine stellt die geringsten Ansprüche an den Standort, sie sind sozusagen der Roggen unter den Lupinearten. Sie können auf Sandböden mit niedrigem pH-Wert angebaut werden. Gelbe Lupinen haben eine hohe Anfälligkeit für Anthraknose. Weiße Lupinen benötigen ähnlich dem Weizen bessere Böden mit einem pH-Wert von 5,5 bis 6,8. Unter günstigen Bedingungen können sie auf guten Standorten mit optimaler Wasserversorgung 30-50 dt/ha Ertrag bringen. Weiße Lupinen sind wie Gelbe Lupinen stark anfällig für Anthraknose.

Als dritte Lupinenart gibt es Blaue Lupinen, von der es seit 20 Jahren zugelassene bitterstoffarme Sorten in Deutschland gibt. Die Blaue Lupine wächst auf allen Böden. Auf guten Böden können Erträge von 25 bis 45dt/ha erreicht werden. Die Anfälligkeit der Blauen Lupine für Anthraknose ist gering. Die geringe Anfälligkeit für Anthraknose und die niedrigen Bitterstoffgehalte sind der Grund dafür, dass in der Praxis fast ausschließlich Blaue Lupinen eine Rolle spielen. In den Sortenprüfungen beschränken wir uns auch auf Blaue Lupinen.

Beim Wuchs kann man zwei Typen unterschieden. Endständige Sorten bilden nur einen Haupttrieb. Die Abreife ist relativ gleichmäßig. Die Krautunterdrückung sowie das Ertragspotential sind in der Regel niedriger. Haags Blaue und Boruta sind zurzeit die einzigen endständigen zugelassenen Sorten. Sorten mit verzweigtem Wuchs bilden neben dem Hauptrieb weitere Nebentriebe. Bei ungünstiger Witterung kann es zu verzögerter und inhomogener Abreife infolge fortlaufenden Wiederaustriebs kommen. Die Folge sind Probleme bei der Ernte und erhöhte Trocknungskosten. Verzweigende Sorten haben im Vergleich zu endständigen Sorten in der Regel eine zügige Jugendentwicklung und eine gute Unkrautunterdrückung. Sie sollten in Anbauregionen mit einer gesicherten Abreife angebaut werden.

Sorten

Bei den endständigen Sorten beschränkt sich die Auswahl bei den Blauen Lupinen auf die zwei Sorten Boruta und Haags Blaue. Boruta zeigt konstant über die Anbaujahre hinweg die höhere Ertragsleistung. Auch die Proteingehalte sind etwas höher als bei der Sorte Haags Blaue. Haags Blaue ist etwas kürzer und etwas frühreifer als Boruta.

Bei den verzweigten Sorten zeigt die Sorte Boregine sehr gute Ertragsleistungen. Diese Sorte ist im Proteingehalt etwas schwächer als Mirabor. Die Sorte Mirabor ist etwas länger und auch lageranfälliger als Boregine.

Anbautipps

Körnerlupinen sollten in der Fruchtfolge nach Getreide oder Mais stehen. Als Nachfrucht eignet sich vor allem Winterweizen. Sommerungen eignen sich nur dann, wenn der durch die Lupinen gesammelte Stickstoff durch eine Zwischenfrucht gebunden wird. Lupinen sind mit sich selbst nicht verträglich. Sie benötigen eine Anbaupause von mindestens 4 Jahren. Die Aussaat kann ab Mitte März bis etwa Mitte April erfolgen, wenn keine größeren Frostperioden mehr zu erwarten sind. Die Saatbettbereitung sollte auf abgetrocknetem Boden mit wenigen Arbeitsgängen erfolgen. Das Saatbeet darf wegen der Gefahr der Verschlämmung nicht zu feinkrümlig sein. Die Saattiefe sollte 3-4 cm betragen. Die Aussaatstärke richtet sich nach dem Verzweigungstyp. Bei verzweigten Sorten sind 90-100 keimfähige Körner/m² und bei endständigen Sorten 100-130 keimfähige Körner/m² anzustreben. Die Aussaat kann mit konventioneller Drilltechnik erfolgen. Aufgrund der Gefahr von Anthraknose ist grundsätzlich gebeiztes Saatgut zu verwenden. Eine zusätzliche Stickstoffdüngung ist nicht notwendig. Beim erstmaligen Anbau von Körnerlupinen oder wenn der letzte Anbau mehrere Jahre zurück liegt, benötigt die Körnerlupine eine Impfung des Saatgutes mit den entsprechenden Knöllchenbakterien. Dabei muss ein spezielles Lupinenmittel verwendet werden. Für die Saatgutimpfung stehen Mittel wie HiStick und Radicin für die Lupinenimpfung zur Verfügung. Lupinen sind wie Sojabohnen sehr beliebt bei Hasen, Kaninchen und Rehen. Durch den Verbiss können erhebliche Schäden an den Kulturen entstehen. Daher sollten frühzeitig Maßnahmen zur Wildabwehr mit dem zuständigen Jagdausübungsberechtigtem abgestimmt werden.

Erntereif sind die Lupinen, wenn 95 Prozent der Hülsen und Stängel braun sind. Das ist in der Regel je nach Anbaugebiet Mitte August. Wegen der Gefahr der Kornausfälle sollten die Bestände nicht überständig werden. Um Schotenplatzer und Kornausfälle zu vermeiden, hat sich der Drusch in den Vormittagsstunden sehr gut bewährt.

Autor: Heinrich Brockerhoff, Heinz Koch