Anbautipps zur Sojabohne

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Sojapflanze

Bundesweit nimmt insbesondere in den südlichen Bundesländern die Anbaufläche von Sojabohnen stark zu. Diese Tendenz ist auf sehr niedrigem Niveau auch in NRW zu beobachten. So stieg von 2016 die Anbaufläche von rund 200 ha auf gut 300 ha in 2017. Was sich sonst rund um den Sojaanbau entwickelt hat, beschreiben Heinz Koch und Heinrich Brockerhoff.

Die geringe Anbaufläche kann nicht an fehlenden Sorten, die für diese Region geeignet sind, liegen. Denn in den letzten Jahren sind viele neue Sorten zugelassen worden, die in NRW sicher abreifen und über ein gutes Ertragspotenzial verfügen. Nicht jeder Standort ist für den Anbau von Sojabohnen geeignet. Grundsätzlich sind Lagen, in denen frühe Körnermaissorten der Reifegruppe K240 abreifen, für den Anbau von Sojasorten der Reifegruppe 000 (sehr frühe Sorte) geeignet.

Die Böden sollten aufgrund der hohen Wasser- und Wärmeansprüche der Sojabohnen leicht erwärmbar sein und über eine gute Wasserführung, eine hohe Wasserhaltekapazität sowie eine gute Bodenstruktur verfügen. Steinige Böden sind wegen der notwendig tiefen Absenkung des Schneidwerkes zur Beerntung nicht sonderlich geeignet. Wenn auf steinigen Böden Sojabohnen angebaut werden, sollte unmittelbar nach der Saat gewalzt werden, damit die Bodenoberfläche eben und frei von aufliegenden Steinen ist.

Die Saat kann je nach Region ab Anfang/Mitte April bis etwa Mitte Mai bei Bodentemperaturen von über 10 °C erfolgen. Frühe Saaten mit nachfolgend feuchtkühler Witterung führen zu Auflaufverlusten und verlängern die empfindliche Jugendentwicklungsphase der Pflanzen, in denen sie durch Vogel- und Wildfraß gefährdet sind. Es empfiehlt sich, Maßnahmen der Wildschadensabwehr mit dem Jagdausübungsberechtigtem abzustimmen. Die Saatbettbereitung sollte auf abgetrockneten Böden mit wenigen Arbeitsgängen erfolgen. Die Saattiefe sollte 3 cm, bei Einsatz von Bodenherbiziden und Schutz vor Vogelfraßschäden besser 4 bis 5 cm tief erfolgen. Die Saatstärke soll bei sehr frühen Sorten 000, 65 bis 70 keimfähige Körner m² betragen. Die Aussaat kann mit herkömmlicher Getreidesätechnik erfolgen. Durch den Einsatz von Einzelkornsaattechnik mit Reihenabstand von 30 bis 45 cm erhält man dichtere Reihen und hat die Möglichkeit, im Nachgang eine mechanische Unkrautregulierung durchzuführen.

Welche Krankheiten?

Die Sojabohne kann von Sclerotiniea befallen werden. Daher sollten Anbaupausen von mindestens vier Jahren eingehalten werden. Es muss auch auf Wirtspflanzen, wie Raps, in der Fruchtfolge geachtet werden. Als Vorfrucht eignen sich besonders Kulturen, die nur wenig Stickstoff im Boden hinterlassen. Bodenstickstoff hemmt die Knöllchenbakterienbildung an den Wurzeln, die für die Stickstoffversorgung der Pflanzen verantwortlich sind.

Die Grunddüngung mit Phosphor, Kali und Magnesium erfolgt nach Nährstoffentzug. Bei 30 dt/ha sind das 45kg/ha P2O5, 50kg/ha K2O und 15 kg/ha MgO.

Symbiose zur N-Fixierung

Sojabohnen gehen mit Knöllchenbakterien eine Symbiose ein, die den Luftstickstoff in der Sojabohne fixieren. Diese Rhizobienstämme sind normalerweise in den hiesigen Böden nicht vorhanden. Daher muss eine Impfung mit diesen Rhizobienstämmen stattfinden, damit sich die Knöllchenbakterien entwickeln können. Die Rhizobien können rund 80 % des N-Bedarfes der Sojabohnen abdecken. Der Rest wird aus dem Boden bereitgestellt. Die sorgfältige Impfung ist beim Sojaanbau eine der wichtigsten Maßnahmen.

Saatgut impfen

Es ist darauf zu achten, dass Rizobienimpfstoff für Sojabohnen verwendet wird. Andere Rhizobienstämme, zum Beispiel für Lupinen, führen nicht zur Ansiedlung von Knöllchenbakterien an den Sojabohnenwurzeln. Es gibt drei verschiedene Impfverfahren: Die Bodenimpfung, die Fix-und-Fertig-Impfung und die Kontaktimpfung. Dabei hat sich das letztere als das sicherste und effekttiefste Verfahren in den Versuchen herausgestellt. Das Saatgut wird dabei mit dem Impfstoff zum Beispiel in einer Betonmischmaschine vermischt. Dies sollte unmittelbar vor der Aussaat geschehen. Direkte Sonneneinstrahlung, hohe Temperaturen ab etwa 24°C sowie lange Standzeiten des geimpften Saatgutes mindern den Effekt der Impfung.

Sollte das Saatgut bereits geimpft sein (Fix-und Fertig-Impfung), wird eine zusätzliche Kontaktimpfung unmittelbar vor der Aussaat empfohlen. Als Kontaktimpfstoff haben sich HiStick und Biodoz, als reine Torfpräparate und Force 48 als Torf-Impfstoff mit Kleber bewährt. Letzterer ist bei Aussaat mit pneumatischer Sätechnik zu bevorzugen, damit das Impfmaterial bei der Aussaat nicht vom Saatgut abgesaugt wird. Wird das Impfmittel mit Wasser befeuchtet, sollte Brunnen- oder Regenwasser genutzt werden. Leitungswasser ist in der Regel chlorbehandelt. Chlorbehandeltes Wasser kann die Rizobienbildung stark mindern.

Die richtige Sorte wählen

Bei der Wahl der Sorte ist neben Ertragsleistung, Standfestigkeit und Qualitätsmerkmalen zuerst auf die Reifezeit zu achten. Die Sorte sollte so gewählt werden, dass eine gesicherte Abreife bis Mitte September, spätestens Ende September möglich ist. Für die Regionen in NRW sind das die sehr frühen Sorten 000. Aber auch in diesem Segment sind Reifeunterschiede von der frühesten 000 Sorte bis zur spätesten in der Reifegruppe von etwa zehn Reifetagen. Erst danach kann die Sortenwahl nach weiteren Kriterien erfolgen. Leider stehen aus dem Erntejahr2017 keine belastbaren Ertragsergebnisse aus Landessortenversuche zu Verfügung. Daher werden hier die Ergebnisse von 2012  bis 2016 als Referenz genommen.

Die Sortenempfehlungen:

Merlin (000) ist die optimale Sorte für Neueinsteiger. Sie zeichnet sich durch eine hohe Kältetoleranz und gute Wüchsigkeit in der kritischen Phase der Jugendentwicklung aus. Sie reift sicher ab und bringt knapp durchschnittliche  Erträge.

Abeline (000) ist seit 2014 zugelassen. Sie kommt aus dem gleichen Züchterhaus wie Merlin und ähnelt Merlin in den agronomischen Merkmalen. Sie ist allerdings etwas länger und lageranfälligerer als Merlin. Wüchsigkeit und Jugendentwicklung sind gut und auch in der Abreife ähnelt sie Merlin. Sie ist daher auf jeden Fall eine interessante Sorte für Grenzstandorte.

Obelix (000) ist seit 2014 zugelassen. In 2015 fiel die Sorte durch hohe Ertragsergebnisse auf. In 2016 brachte die Sorte nur unterdurchschnittlich Ertragsleistungen. Die Sorte fiel durch eine zügige Jugendentwicklung auf. Sie reift etwas später als Merlin ab und ist trotz der in 2016 erbrachten mäßigen Ertragsergebnissen interessant für Grenzstandorte.

RGT Shouna (000)  ist zweijährig geprüft und fällt durch sehr hohe Erträge an allen geprüften Standorten auf. Die Sorte ist trotz gleicher Reifegruppe mindestens acht bis zehn Tage später in der Abreife als Merlin. Die Sorte gehört ausschließlich auf klimatisch bevorzugte Lagen von NRW.

Amadea (000) ist 2015 neu zugelassen worden. Die Sorte zeigte überdurchschnittliche Erträge. Auffallend waren der hohe Wuchs und die Lagerneigung. Wie bei RGT Shouna erfolgt die Abreife rund acht bis zehn Tage später als bei Merlin. Auch sie gehört damit wie die Sorte RGT Shouna auf die klimatisch bevorzugten Lagen von NRW.

Autor: Heinrich Brockerhoff, Heinz Koch