Landessortenversuche frühe Kartoffeln 2012

Kartoffelernte

Frühkartoffeln: Erträge auf hohem Niveau

Es ist mittlerweile nichts Besonderes mehr, wenn die ersten Frühkartoffelanbauer bereits Ende Februar mit den Bestellungen der ganz frühen Folienware beginnen. Dies war auch in diesem Jahr mit kleinen Flächen wieder so der Fall. Richtig los ging es aber erst in den ersten Märzwochen. Dabei kam es in diesem Jahr nicht zu einer stabilen Hochdruckwetterlage, die über Wochen günstige Pflanzbedingungen zuließen, sondern es wechselten sich Schauern mit freundlichen Abschnitten ab. Dennoch konnten die sehr frühen Sorten alle im März gepflanzt und auch zeitig mit Vlies oder Folie abgedeckt werden. Die Anschlusswitterung blieb verhältnismäßig kühl mit immer wieder auftretendem Bodenfrost. Betrachtet man die Bodentemperaturen, fällt die zögerliche Erwärmung auf, die auch eine rasche Knollenentwicklung verhinderte. Unter solchen kühlen Auflaufbedingungen wie 2012 zahlten sich alle ernteverfrühenden Maßnahmen, wie Vorkeimen oder Folienauflage, besonders aus und brachten einen Wachstumsvorsprung gegenüber unbehandelter Ware von zehn bis 14 Tagen.

Auch die Folgewitterung blieb im Vergleich zum Vorjahr deutlich kühler und es kam auch immer wieder zu vereinzelten Frostnächten, die im April kaum Schaden anrichten konnten, weil die meisten Bestände noch nicht aufgelaufen waren. Anders verhielt es sich dagegen mit dem Nachtfrost vom 16. auf den 17. Mai nach den Eisheiligen, was für rheinische Verhältnisse sehr spät und ungewöhnlich war. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bestände deutlich weiter entwickelt und die Folie bereits vereinzelt abgenommen. Je nach Lage und Behandlung traten Blatt- und Stängelschäden von bis zu 70 % auf, die aber auch schnell wieder ausgeglichen wurden. Eine Konsequenz des kühlen und feuchten Frühjahrs mit dem verzögerten Auflauf ist ein hoher Knollenansatz, der bei Beständen mit Blattschaden durch Frost noch zusätzlich erhöht scheint. Große Pflanzknollen mit vielen Keimen, günstige Pflanzbedingungen und ausreichend Bodenfeuchte zum Knollenansatz dürften die Ursachen hierfür sein.

Kräftiges Wachstum bei kühlen Temperaturen

Obwohl die Durchschnittstemperaturen im Vergleich zum Vorjahr etwa 3°C tiefer lagen, entwickelten sich die Kartoffeln gut. Im Gegensatz zum Vorjahr war die Witterung zwar kühler, aber deutlich feuchter und dennoch mit hellen Tagen, die eine hohe Assimilationsleistung der Kartoffel und damit ein kräftiges Wachstum zuließen. Diese günstigen Bedingungen fanden sich auch in den sehr frühen Sortenversuchen wieder, die mit einem Bruttoertrag von 614 dt/ha in Kirchherten und 550 dt/ha in Buir das beste Ertragsergebnis der letzten zehn Jahre lieferten. Begonnen wurden die Pflanzungen wie in den meisten Jahren auf dem leichteren Standort in Kirchherten am 22. März, eine Woche später folgte Kerpen-Buir. Die Pflanzbedingungen waren auf beiden Standorten gut und der Auflauf der gut vorgekeimten Knollen erfolgte nach 39 und nach 34 Tagen, so dass sich der Pflanzvorsprung von sieben Tagen beim Auflauf auf zwei Tage reduzierte.

Neu bei der Auswertung ist seit diesem Jahr die unterschiedliche Sortierung der runden bis ovalen Sorten im Sortiermaß 35 bis 65 mm Knollendurchmesser und 30 bis 60 mm für die langovalen bis langen Sorten. Damit passen die Ergebnisse besser zu den Forderungen des Handels, die ebenfalls nach Knollenform trennen und vermarkten.

Die geprüften Sorten

Solist bleibt weiter die erste Vergleichssorte im Versuch und steht für Frühzeitigkeit, frühe Schalenfestigkeit und eine ausgeglichene Sortierung. An diesen Kriterien müssen sich die neuen Sorten messen lassen. Ihr Ertragsniveau liegt langjährig bei 90 % des Versuchsmittels bei niedrigem Stärkegehalt. Die vorwiegend festkochende Sorte hat eine hellgelbe Fleischfarbe und rundovale robuste Knollen. Unter guten Wachstumsbedingungen können vereinzelt übergroße Knollen gebildet werden, die dann auch vermehrt Wachstumsrisse aufweisen. Sehr stabil zeigte sich Solist im Hinblick auf Rhizoktonia Symptome auf der Knolle. Lediglich 3% der Knollen zeigten Teerflecken und auch die sonst häufigen dry core Symptome waren selten. Auch wenn Solist schwerpunktmäßig für den Handel angebaut werden dürfte, ist die Sorte wegen ihrer frühen Reife auch für die erste Rodewoche in der Direktvermarktung geeignet. Alexandra ist im dritten Jahr geprüft und überraschte wieder auf beiden Standorten mit überdurchschnittlichen Erträgen, was die allgemeine Einstufung des Züchters nicht erwarten ließ. Im letzten Jahr konnte das noch durch die guten Startbedingungen erklärt werden, die aber in diesem Jahr nicht vorhanden waren. Es scheinen ihr eher die guten Boden- und Wachstumsbedingungen auf den rheinischen Standorten entgegenzukommen. Erfreulich war auch wieder die sehr ausgeglichene Sortierung mit 95 % marktfähiger Ware. Die Knollen sind fest kochend, langoval und von tiefgelber Fleischfarbe. Auffallend ist auch die gelbe Schalenfarbe, die der Knolle eine sehr schöne Optik verleiht. Am trockenen Standort Buir trat vermehrt Schorf auf. Der Stärkegehalt war auch im dritten Prüfjahr wieder überdurchschnittlich hoch und verlieh der Sorte einen kräftigen, kartoffeligen Geschmack. Für eine sehr frühe Sorte ist die Keimruhe gut, der Auflauf entsprechend spät, was in der Praxis für Unruhe gesorgt hat. Trotz des trägen Starts reift Alexandra aber im Mittelfeld der sehr frühen Sorten ab und kann entsprechend früh abgeboten werden. Die Einschätzung der Vorjahre wird bestätigt und Alexandra besonders für den frühen Ab-Hof-Verkauf empfohlen.

Heidi wurde ebenfalls im dritten Jahr geprüft und erreichte einen leicht unterdurchschnittlichen Ertrag. Die Sortierung ist ähnlich homogen wie die der Alexandra. Der Stärkegehalt liegt etwa 1,5 % niedriger, daher ist der Geschmack auch weniger kräftig ausgeprägt. In Kirchherten zeigte Heidi keinerlei Schorf, aber in Buir waren 90 % der Knollen befallen, teilweise mit mehr als 45 % Deckungsgrad auf der Knolle. Unter solchen Bedingungen ist die Ware nur schwer abzusetzen und daher muss bei der Anbauplanung sehr großen Wert auf schorfarme Standorte gelegt werden. Auch nach drei Prüfjahren bleibt festzuhalten, dass Ertrag, Sortierung und die inneren Werte die Vorzüge der Sorte sind, sie es aber wegen des Handicaps Schorf nicht leicht haben wird, breite Akzeptanz zu finden. Nandina von der Firma Europlant steht zum ersten Mal in der Prüfung und lieferte auf beiden Standorten leicht unterdurchschnittliche Erträge. Die ovale, gelbfleischige Knolle ist vorwiegend festkochend. Unter den trockenen Bedingungen des Buirer Standortes trat kein nennenswerter Schorf auf, ebenso blieben andere Knollenmängel eher die Ausnahme. Lediglich waren Rhizoctonia-Flecken bei 19 % der Knollen vorhanden und trübten das sonst schöne Knollenbild. Die 11,9 % Stärke sind für eine vorwiegend festkochende Sorte eher unterdurchschnittlich. Die Sortierung ist ausgeglichen mit Schwerpunkt im Segment 50 bis 65 mm Knollendurchmesser bei leichten Übergrößenanteilen. Nandina reifte als zweitschnellste Sorte im Versuch ab und war entsprechend schnell festschalig. Dabei ist sie robust, gut wasch- und packbar. Die Sorte wird schwerpunktmäßig für die frühe Rodung bei schneller Festschaligkeit und Vermarktung über den Handel gesehen.

Preciosa von Europlant steht ebenfalls im ersten Prüfjahr. Sie ist eine ovale, gelbfleischige Sorte mit fester Kocheigenschaft, die sofort weit überdurchschnittliche Erträge brachte. Sie weist eine hohe marktfähige Sortierung auf mit Schwerpunkt im Segment 35 bis 50 mm Knollendurchmesser. Sie reift später ab als Nandina oder Solist und ist eher als frühe Anschlusssorte zu sehen. Der Stärkegehalt liegt mit 12,6 % über dem Durchschnitt und spricht eher für einen kräftigen Kartoffelgeschmack. Gelegentlich kann Preciosa auch einen leicht weißen Stärkerand aufweisen. An Knollenmängeln fiel die etwas stärkere Anfälligkeit für Rhizoctonia auf, die sich bei dieser Sorte in den typischen schwarzen Flecken äußerte. Die Keimfreudigkeit ist mit mittel eingestuft, so dass eine zu lange Lagerung eher kritisch sein dürfte. Wegen des hohen Ertragsvermögens und der ausgeglichenen Sortierung wird Preciosa als Anschlusssorten für die Vermarktung über den Handel gesehen.

Gute Erträge durch gutes Wasser

Die überraschend guten Erträge der sehr frühen Speisekartoffeln können auf die nicht zu heißen, aber hellen Wachstumstage bei guter Wasserversorgung zurückgeführt werden, nachdem gut vorbereitetes Pflanzgut zum Einsatz kam. Mit Nandina wurde eine neue frühe und früh festschalige Sorte neben Solist geprüft, die dieses Segment bereichern dürfte. Bestätigt hat sich der gute Eindruck von Alexandra, die für die Direktvermarktung favorisiert wird. Preciosa lieferte ein für dieses Segment weit überdurchschnittliches Ertragsniveau bei guten Qualitäten, was die Sorten sicherlich für bestimmte Segmente empfiehlt. Damit haben die neuen Sorten interessante Facetten gezeigt, die das Segment künftig bereichern werden und auch für die Praxis interessant sein dürften.

Autor: Peter Lövenich