Landessortenversuche frühe Kartoffeln 2014

Kartoffelernte

Frühkartoffelsaison: Freundlicher Start, nasses Ende

Der fehlende Winter und die geringen Niederschläge lockten bereits sehr zeitig die Frühkartoffelanbauer auf den Acker. Obwohl die meisten Flächen zeitlich normal gepflanzt wurden, entwickelten sich die Bestände witterungsbedingt sehr zügig. Die Erwartungen waren anfangs sehr hoch, wurden dann aber mit den einsetzenden Niederschlägen gedämpft. Wie sich der feuchte Frühsommer auf die Qualitäten in den Frühsorten auswirkte, lesen sie im nachfolgenden Beitrag von Peter Lövenich, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Das Anbaujahr 2014 begann äußerst früh und unter guten Bedingungen. Bereits am 19. Januar wagte ein Landwirt im Rheinland ein erstes Pflanzen und der Bestand sollte ohne größere Frosteinwirkung bleiben. Trotz der guten Bedingungen begann in den Frühkartoffelgebieten aber erst in den letzten Februartagen die Saison. Dann konnte allerdings unter guten Bestellbedingungen zügig ausgepflanzt werden. Starke Nachtfröste blieben weitgehend aus, es kam lediglich zu einzelnen Frostnächten in den Monaten März und April, die aber durch Folie oder Vlies weitgehend ohne größere Schäden blieben.

Eine Besonderheit der gesamten Saison waren die großen Unterschiede in den Niederschlägen innerhalb des Landes. Eine hohe Anzahl von Gewitterschauern mit teilweise sinnflutartigen Niederschlägen prägte die diesjährige Kartoffelsaison. Im südlichen Rheinland blieb der März dabei noch sehr trocken, an der Station in Nörvenich fielen nur 8 mm Niederschlag. Die Trockenheit verzögerte den Auflauf der Kartoffel aber nicht, da die junge Pflanze von den Reserven der Mutterknolle zehrt und erst später auf zusätzliche Feuchtigkeit angewiesen ist. Nach den geringen Niederschlägen im April brachte erst der Mai am Ende durchschnittliche Regenmengen, die von den Beständen dankbar aufgenommen wurden. Die Temperaturen lagen im Vergleich zu den Vorjahren über dem Durchschnitt.

Daher liefen die Frühkartoffelbestände etwa drei bis fünf Tage schneller als in den Vorjahren auf und legten so die Basis für ein rasches Wachstum. Dabei war es überraschend, wie schnell die Frühkartoffeln Ertrag bildeten, Stärke einlagerten und die Knollen dickten.

Anlage der LSV

In Kirchherten wurde der Versuch am 13. März bei guten Pflanzbedingungen gelegt und ohne Krautregulierung am 24. Juli beerntet. In Kerpen-Buir wurden sowohl der LSV als auch der Versuch zur Zeitbeerntung am 25. März gepflanzt. Wie auch in den Jahren zuvor werden die Versuche ungebeizt, vorgekeimt mit dem Halbautomaten vierreihig gepflanzt. In der ersten Proberodung der sehr frühen Speisesorten auf dem Standort Kerpen-Buir, der ohne Folienauflage angebaut wurde, erreichten vier der acht Prüfsorten bereits 77 Tage nach der Pflanzung, beziehungsweise 47 Tage nach Auflauf mehr als 10 % Stärke und damit ihre Genussfähigkeit, siehe Tabelle 1.

Im weiteren Zeitverlauf nahmen dann Ertrag, Sortierung und Stärkegehalt weiter zu, da die Wachstumsfaktoren im gesunden Verhältnis zueinander standen. Zwischen der dritten und vierten Rodung fielen am Standort 48 mm Niederschlag und einzelne Sorten verloren daraufhin etwas Stärke, was sich nach den hohen Niederschlägen der nachfolgenden Wochen verstärkt fortsetzte. Zur Erhaltung der Qualitätsparameter wäre der vierte Rodetermin der richtige Zeitpunkt zur Krautregulierung gewesen. Im LSV wurde der gesamte Bestand daher am 1. Juli mit 0,6 l/ha Reglone reifereguliert und am 9. September beerntet.

Mit 696 dt/ha in Kirchherten und 600 dt/ha in Kerpen-Buir konnte der höchste Marktwareertrag von über 30/35 mm der letzten Jahre erreicht werden, was der guten Wasserversorgung zu verdanken ist. Wie die einzelnen Sorten mit diesen Kriterien zurechtkamen, ist in der nachfolgenden Sortenkurzbeschreibung zusammengestellt.

Die Sorten im Einzelnen

Solist bleibt auch in diesem Jahr die Vergleichssorte im sehr frühen Segment. Dies begründet sich damit, dass sie sehr schnell Stärke einlagert, früh abreift und dementsprechend schnell schalenfest wird. Das Ertragsniveau erreicht langjährig  90 % des Versuchsmittels mit homogener Sortierung. Der große Vorteil der Sorte liegt in der sehr schnellen Stärkebildung, die in diesem Jahr bereits in der ersten Proberodung 77 Tage nach Pflanzung oder 49 Tage nach Auflauf die 10 % Grenze überschritt. Damit ist bereits früh ein Stärkegehalt erreicht, der einen guten Geschmack erwarten lässt. Ebenso stabil gibt sich Solist bei früher Beerntung im Lagerverhalten.

Suzan ist im zweiten Jahr geprüft und konnte nicht ganz an die hohen Erträge des Vorjahres heranreichen. Die Knollen sind festkochend, oval bis langoval und von gelber Fleischfarbe und zeichneten sich in diesem Jahr durch eine hervorragende Optik aus. Suzan setzt wenig an und produziert daher schnell große Knollen. Die Stärkeeinlagerung beginnt früh, erreicht aber nicht das Niveau von Solist. Ebenso wird eine vergleichbare Schalenfestigkeit wie bei Solist erst zehn Tage später erreicht. Ähnlich verhält es sich mit der Abreife des Laubes, wo Suzan eher am Ende des Segmentes einzuordnen ist. Suzan liefert schnell große, optisch ansprechende Knollen mit fester Kocheigenschaft und gutem Geschmack, wodurch sich spezielle Anforderungen im Frühkartoffelanbau gut abdecken lassen.

Nandina lieferte in den drei Prüfjahren leicht unterdurchschnittliche Erträge um 94 % des Versuchsmittels bei einer ausgeglichenen Sortierung. Sie ist vom Typ mit Solist vergleichbar, lagert ebenso schnell Stärke ein, reift rasch ab und wird früh schalenfest. Der Ertrag lag dreijährig etwa 5 % über dem von Solist, die Fleischfarbe ist aber sogar etwas gelber. Knollenmängel treten bei angepassten Anbaubedingungen selten auf. Bei guten Wachstumsbedingungen kann sie aber groß werden, zu Wachstumsrissen neigen und vermehrt grüne Knollen bilden. Damit eignet sich Nandina besonders für den Saisoneinstieg, wo sie sehr früh optisch schöne, lagerfähige und gut schmeckende Ware liefert.

Colomba liefert auch im zweiten Prüfjahr weit überdurchschnittliche Erträge. Die Knollen sind rundoval bis oval, festkochend und gelbfleischig. Trotz des hohen Ertragsniveaus hält sich der Übergrößenanteil in Grenzen, was am etwas höheren Knollenansatz von 17 Stolonen pro Pflanze liegt. Der Stärkegehalt ist bei vergleichbarer Wachstumszeit etwa 1 % niedriger als bei den Sprintern Solist und Nandina, erreicht aber dennoch zügig die 10 % Grenze. Auch in diesem Jahr war leicht erhöhter Rhizoktoniabefall in Form von Teerflecken auf den Knollen zu verzeichnen, andere Knollenmängel traten kaum auf. Colomba verfügt nur über eine geringe Keimruhe und muss daher im Herbst zügig vermarktet werden. Wegen ihrer sehr hohen Erträge bei ausgeglichener Sortierung und der guten inneren Werte hat die Sorte Potenzial. Ihre Vorteile dürfte sie besonders als Frühsorte der zweiten Dekade und Vermarktung über den Handel ausspielen können.

Andrea von der Firma Europlant steht im ersten Prüfjahr. Die festkochenden Knollen sind oval bis langoval, haben eine gelbe Fleischfarbe und überzeugen durch eine sehr schöne Optik. Als Vertreter des Salattyps liegt das Ertragsniveau unter dem Durchschnitt, mit einem sehr hohen Anteil in der kleineren bis mittleren Sortierung. Die Knollen waren sehr glatt und ohne Auffälligkeiten. Der Knollenansatz lag in diesem Jahr bei 25 Stolonen pro Pflanze, was in Verbindung mit der länglichen Form zu erhöhtem Sortierabgang im unteren Bereich führte. Andrea lagert schnell Stärke ein, was eine frühe Genussfähigkeit erlaubt. Ihre schöne Knollenoptik in Verbindung mit den guten inneren Werten empfiehlt Andrea für das Segment festkochende Premium Speisesorten. Hier sind aber mittlerweile einige vergleichbare Sorten zu finden, so dass die Entscheidung für eine Sorte gut überlegt sein will.

Glorietta ist ebenfalls von der Firma Europlant und zählt zum gleichen Typ wie Andrea. Die Knollen sind langoval, tief gelbfleischig und festkochend. Das Ertragsniveau war im ersten Prüfjahr 10 % höher als bei Andrea, bei vergleichbarer Sortierung. Glorietta lagert auch schnell Stärke ein und liegt bei der Reife etwa 1 % höher als Andrea. Im Stärkegehalt, aber auch im eher kräftigen Kartoffelgeschmack erinnert Glorietta an die in den Vorjahren geprüfte Alexandra. Bei der Knollenbonitur fiel ein leicht erhöhter Anteil an Rhizoctonia am Standort Kirchherten auf. Beide Sorten reifen aber früher als Alexandra und sind auch schneller bei der Pflanzgutvorbereitung. Mit Glorietta kommt nun die dritte sehr frühe Salatsorte der Firma auf den Markt. Alle drei Sorten besitzen gute Eigenschaften, so dass man die für seinen Standort besser geeignete herausfinden muss.

Sunita von der HZPC steht im ersten Prüfjahr. Sie ist eine rundovale bis ovale,  gelbfleischige Sorte mit mehliger Kocheigenschaft. Der Ertrag lag leicht über dem Durchschnitt, der Stärkegehalt nicht. Für die erwartete lockere Kocheigenschaft ist der Wert eigentlich zu niedrig. Sunita reift innerhalb der Reifegruppe am hinteren Ende ab. Ebenso spät ist die Stärkeeinlagerung und wird die Schalenfestigkeit erreicht. An den Knollen zeigten sich in diesem Jahr erhöhte Anteile an grünen Knollen und Wachstumsrissen, sonst bleibt die Sorte ohne Beanstandungen. Sunita zählt nicht zu den schnellen Frühkartoffeln und deckt das eher kleine Segment der frühen mehligen Sorten ab. Man wird sehen, wie sich die Sorte in den Folgejahren präsentieren wird.

SF Vario wird der Firma Norika vertrieben und ist von der Saatzucht Firlbeck gezüchtet, wofür das Kürzel SF steht. Die Knollen sind festkochend, von ovaler Form und hellgelb fleischig. Sie lieferte den zweithöchsten Bruttoertrag im Versuch bei erhöhtem Übergrößenanteil. Diese Leistungen erbringt sie aber nur bei ausreichend langer Wachstumszeit, denn die Sorte beginnt ganz spät mit der Stärkeeinlagerung und reift ebenso spät ab. Neben grünen Knollen fielen besonders erhöhte Anteile an Rhiziktoniapusteln auf, so dass eine Beizung anzuraten ist. Der Ertrag überzeugt, die Fleischfarbe könnte etwas gelber sein. In Verbindung mit der späteren Reife ist die Sorte am ehesten für Abpackung und Handel als Anschlusssorte geeignet.

Acht Sorten, viele Unterschiede

Die acht Prüfsorten im sehr frühen Segment zeigen ein differenziertes Bild. Obwohl sie alle der gleichen Reifegruppe angehören unterscheiden sie sich in der Ertragsbildung doch deutlich. Da im Frühkartoffelgeschäft bereits eine um wenige Tage frühere Ernte große Sprünge im Preis verursachen kann, ist die Frühzeitigkeit einer Sorte von großer Bedeutung. Daher legt man mit der Sortenwahl den Grundstein für ein erfolgreiches Frühkartoffel-Anbaujahr 2015. Die richtige Produktionstechnik und die passende Witterung runden das Anbaujahr dann natürlich noch ab.

Autor: Peter Lövenich