Wasserversorgung in der Milchrinderhaltung richtig gestalten

Trogtränke im MilchviehstallBild vergrößern
Abbildung 1: Um hohe tierische Leistungen zu sichern sollte die Wasserversorgung gut geplant werden.


VentiltrogtränkeBild vergrößern
Abbildung 3: Ventiltrogtränken mit Wasservorrat eignen sich auch für Tiefstreuställe und gewährleisten einen hohen Wasserdurchfluss.


Genug Platz an der Trogtränke im MilchviehstallBild vergrößern
Abbildung 4: Tränken sollten nach mehreren Seiten zu verlassen sein und nur in breiten Übergängen platziert werden.


Träenken im TretmiststallBild vergrößern
Abbildung 5: Von jeder Bucht aus sollten 2 Tränken für Tier und Mensch gut zu erreichen sein.


Wasser ist wichtigster Nährstoff und zugleich günstigstes Futtermittel in der Milchrinderhaltung.

Wasser hat im Organismus verschiedene Aufgaben und dient:

  • als Lösungsmittel
  • als Transportmittel
  • zur Aufrechterhaltung des Zelldruckes
  • zur Wärmeregulation

Alle chemischen Vorgänge im tierischen Organismus verlaufen in wässrigen Lösungen. Die Bestandteile der Nahrung werden im Wasser gelöst und transportiert. Dies spielt bei Verdauungsprozessen, Stoffwechsel und Ausscheidung von Nährstoffen eine wichtige Rolle. Hieraus lässt sich ableiten, dass Wasserbedarf und Nährstoffaufnahme in Verbindung stehen und dass Tiere mit hoher Nährstoffaufnahme einen hohen Wasserbedarf haben. Im Zusammenspiel unter anderem mit verschiedenen Elektrolyten wie z.B. Natrium, Kalium, Chlor und weiteren, hält Wasser den Zelldruck im Tier aufrecht. In Körperflüssigkeiten und Geweben wird durch eine Veränderung der Elektrolytkonzentration eine Veränderung der Wasserbewegung bewirkt. Dieses ist für viele Funktionen im Körper notwendig. Wasser trägt auch zur Wärmeregulation bei. Durch Verdunstung kann überschüssige Wärme abtransportiert werden. Die Abgabe von Wasserdampf erfolgt über Schweißdrüsen auf der Haut und über die Atemluft. Diese Funktionen sind besonders in der warmen Jahreszeit lebensnotwendig. Die Effektivität der Wärmeabgabe über diesen Weg wird durch das Klima der Umgebung, insbesondere durch die Luftfeuchte beeinflusst.

Haben Tiere nicht ausreichend Zugang zu Wasser, kann sich das in einer reduzierten Futteraufnahme und verminderten Leistung sowie Inaktivität äußern. Die Ausscheidung von Harn ist ebenfalls geringer wobei die Konzentration des Urins steigt. Wassermangel kann soweit gehen, dass die Tiere eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit bis hin zu Vergiftungserscheinungen zeigen. In extremen Situationen werden andere Flüssigkeitsquellen aufgesucht und es kann zum sogenannten Harnsaufen kommen. Wassermangel kann folglich zu Schmerzen, Leiden und Schäden führen und ist somit tierschutzrelevant.

Mögliche Ursachen für Wassermangel:

  • zu enges Tier-Tränke-Verhältnis
  • falscher Standort der Tränken
  • Funktionsmängel der Tränke
  • falscher Tränketyp
  • Kriechstrom an der Tränke
  • verschmutzte Tränken
  • schlechte Wasserqualität

Wasserbedarf steigt mit Leistung und Umgebungstemperatur

Der Wasserbedarf von Rindern ist von verschiedenen Faktoren abhängig und durchaus sehr unterschiedlich. Die wichtigsten Faktoren sind die Umgebungstemperatur, die Leistung (z.B. Milchleistung, Zunahmen, Trächtigkeit), die Futteraufnahme, die Trockenmasse des Futters und die Lebendmasse. So benötigt eine trockenstehende Kuh ca. 50 bis 70 Liter Wasser pro Tag und eine Kuh in der Hochlaktation bei hohen Temperaturen bis zu 200 Liter am Tag. Kleinere Tiere wie Aufzuchtrinder benötigen hingegen je nach Lebendmasse 20 bis 40 Liter Wasser je Tag.

Mehrere Tränkestellen einplanen

Daher ist es sehr wichtig, den Tieren aller Altersgruppen ständig Zugang zu Wasser in optimaler Menge und Qualität zu bieten. Unabhängig von der Anzahl der Tiere müssen in jedem Haltungssystem mindestens zwei Tränkestellen eingeplant werden. So wird gewährleistet, dass bei Ausfall einer Tränke aus technischen oder aber auch hygienischen Gründen weiterhin die Möglichkeit zur Wasseraufnahme besteht. Zusätzlich wird das Problem von unterschiedlichen Ranghöhen innerhalb der Tiergruppe entschärft.

In Tiergruppen mit mehr als 20 Rindern wird die notwendige Anzahl an Tränkestellen wie folgt berechnet:

Anzahl Tiere in Gruppe
---------------------- + 1
          20

Für eine Herde mit z. B. 100 Milchkühen werden somit 6 Tränkestellen benötigt (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Mehrere Tränkestellen sollten im Stall verteilt sein um eine optimale Wasserversorgung auch für rangniedere Tiere zu gewährleisten.

Geeignete Tränketypen

Um eine gute Wasserqualität in den Tränken zu gewährleisten, sollte eine Reinigung aller Tränkebecken am besten täglich, aber mind. dreimal wöchentlich erfolgen. Daher sind Trogtränkebecken mit Schwimmerventilen in einer Länge von 80 – 100 cm mit Kippvorrichtung oder Ablassmöglichkeit durch ein Stopfensystem das Mittel der Wahl (siehe Abbildung 1).

Alternativ eignen sich Ventiltrogtränken mit Wasservorrat, da diese relativ platzsparend und nahezu selbstreinigend sind (siehe Abbildung 3). Diese Tränken werden von den Tieren über eine breite Ventilklappe bedient. Je nach Stallform eignen sich auch sehr gut Ventildoppeltrogtränken, die von beiden Seiten von den Kühen genutzt werden können. Diese Tränken zählen als zwei Tränkestellen und haben den Vorteil, dass die Kühe parallel zum Übergang stehen und daher vorbeigehenden Tieren nicht im Weg sind. Ähnliche Modelle gibt es auch als Schwimmertrogtränken. Diese sind für Rinder mit Saugentwöhner bzw. Nasenring geeignet. Schalentränken sollten im Milchkuhbereich nur ergänzend eingesetzt werden.

Auch in Tiefstreuställen, bzw. Abkalbeställen darf die Wasserversorgung nicht vernachlässigt werden. Die Tiere, die in solchen Ställen untergebracht sind, befinden sich oftmals in einer sensiblen Phase, z.B. rund um die Geburt oder sind krank und haben besondere Bedürfnisse. Für solche Tiere ist ein sehr gutes und einfach zu erreichendes Wasserangebot besonders wichtig um Stoffwechsel, Futteraufnahme und Pansenfüllung aufrecht zu erhalten. Bei der Wahl der richtigen Tränke ist auf die Reinigungsmöglichkeit bzw. die Entwässerung zu achten. Daher eignen sich sehr gut Ventiltrogtränken mit kleinem Vorrat. Bei einer Möglichkeit, Flüssigkeit aus dem Einstreubereich ablaufen zu lassen, sind natürlich auch Trogtränkebecken richtig.

Für den Fall, dass festliegende Kühe vorhanden sein können und für ein gutes Management rund um die Geburt, sollten sich in der Nähe solcher Ställe sowohl Kalt- als auch Warmwasserhähne befinden.

Anordnung und Montage

Die Tränken müssen im Stall gut verteilt sowie einfach zu erreichen sein und nach mehreren Seiten verlassen werden können wie in Abbildung 4 zu sehen ist. Der Wasserzufluss sollte in Anlehnung an die Wasseraufnahmekapazität großer Wiederkäuer mindestens 20 l/ min betragen. Dies ist bei der Planung des Wasserleitungssystems zu berücksichtigen und geeignete Querschnitte und Ventile vorzusehen.

Bei der Montage von Tränken ist zu beachten, dass der Tierverkehr ungestört ablaufen muss. Werden Tränken auf z.B. Übergängen installiert, müssen diese mind. 3,6 m breit sein.

In Boxenlaufställen für laktierende Kühe ist eine Kombination von größeren Tränkebecken mit Schwimmerventilen im Stallbereich in der Nähe vom Melkstandausgang und Ventiltrogtränken in den übrigen Stallbereichen, z.B. in den Übergängen, sinnvoll. Für die Rücktriebsbereiche in den Stall sind größere Flächen sinnvoll, da sich dort viele Kühe sammeln bzw. viele Kühe diesen Bereich kreuzen. 5 bis 6 m Breite sind dafür oftmals gut investiert, da dort häufig auch Brunstaktivitäten deutlich gezeigt werden.

Für ein tiergerechtes Saufen sollte bei adulten Rindern die Oberkante des Trograndes vom Niveau der Standfläche ausgehend 80 – 85 cm nicht überschreiten.

Im Hinblick auf die kalte Jahreszeit ist eine störungsfreie Wasserversorgung im Vorfeld durch entsprechende Frostsicherung sicherzustellen. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten wie tiefe Verlegung der Leitungen, Ventilheizungen, Frostschutzheizleitungen oder Anschluss an eine Ringleitung mit Pumpe und Heizung.

Vertränkung von angewärmtem Wasser

Wird Milch per Vorkühler abgekühlt, fallen je nach Technik ca. 1 bis 2 Liter lauwarmes Brauchwasser je gemolkenem Liter Milch an. Dieses Wasser kann in das Tränkesystem für Milchkühe und Jungvieh eingespeist werden. In der Regel wird dieses Wasser sehr gerne aufgenommen und in großen Portionen gesoffen. Die Gesamtwasseraufnahme über einen Tag gesehen steigt dadurch allerdings nicht. Kälteres Wasser wird in mehreren Portionen aufgenommen und kann bei warmen Umgebungstemperaturen sogar sehr positiv für die Wärmeregulation bzw. Hitzestress entgegen wirken.

Besonderes Augenmerk bei der Nutzung von erwärmtem Wasser ist auf die Hygiene zu legen. Lagerbehälter sollten nicht transparent sein und nicht in der Sonne stehen, da durch Wärme und Licht das Wachstum unerwünschter Keime und Algen angeregt wird. Die Lagerbehälter sollten wenige Stunden nach dem Melken vollständig geleert sein und regelmäßig auf Verunreinigungen geprüft werden.

Wasserversorgung für Mastbullen

Für gute Mastergebnisse ist auch in der Bullenhaltung die Wasserversorgung vernünftig zu planen. Die Tiere einer Bucht sollten 24 Stunden lang Zugang zu mindestens zwei Tränken haben. So wird der Stress durch Rangkämpfe reduziert und falls eine Tränke nicht funktionstüchtig ist, gibt es eine Ausweichmöglichkeit (siehe Abbildung 5). Der Wasserverbrauch pro Bulle und Jahr kann mit rund 13,5 m³ kalkuliert werden. An warmen Tagen bedeutet das aber auch, dass ein Endmastbulle bis zu 70 Liter Wasser pro Tag aufnimmt. Das muss das Leitungssystem gewährleisten.

In Bullenställen kommen häufig robuste Schalentränken mit Rohr-, Klappen- oder Schwimmerventil zum Einsatz. Diese sind in einer Höhe von 70 bis 100 cm zu installieren und müssen für alle Bullen leicht erreichbar sein. Wird der Stall im Rein-Raus-Verfahren bewirtschaftet, sind höhenverstellbare Tränken sinnvoll. Bei der Platzierung der Tränken in der Bucht sollte darauf geachtet werden, dass verschmutzte Tränken ohne Gefahr zu reinigen sind.

Der Wasserdurchfluss an der Tränke sollte größer als 10 l/ min sein damit eine tiergerechte Wasseraufnahme gewährleistet werden kann. Dieser ist abhängig vom Wasserdruck, der Leitungslänge,  dem Querschnitt sowie Bögen und Verjüngungen in den Leitungen. Beispiel: Der Stall hat eine ¾ Zoll-Zuleitung mit 4 bar Wasserdruck und der Durchfluss des Systems beträgt 150 l / min. Es sollen Schalentränken installiert werden, deren Ventile 12 l/ min Wasserdurchfluss haben.

Aus Erfahrungswerten kann abgeleitet werden, dass nicht mehr als jede zweite Tränke gleichzeitig läuft. So könnten an dieses System 24 Tränken angeschlossen werden, also z.B. ein Bullenmaststall mit 22 Buchten ausgestattet werden. Bei der Planung ist ebenfalls auf eine entsprechende Frostsicherung zu achten. Wird mit Begleit- oder Ventilheizungen bzw. beheizbaren Schalen gearbeitet, wird Strom bis an die Tränke benötigt. Dafür ist es unbedingt notwendig, dass ein Verbissschutz angebracht wird.

Autorin, Fotos: Julia Glatz