Parasitenmanagement bei Schaf und Ziege

Die regelmäßige Bekämpfung von Innenparasiten ist bei Schafen und Ziegen eine unumgängliche Maßnahme in jedem Betrieb. Der Befall mit Innenparasiten führt immer wieder zu Leistungsdepression, geringerem Wachstum, schlechter Wolle, verminderter Fruchtbarkeit und im schlimmsten Fall zum Tod vieler Tiere.

Deshalb ist ein striktes, jeweils auf den Einzelbetrieb angepasstes Parasitenmanagement unumgänglich.

Wichtig ist zu wissen, welche Parasiten im Betrieb vorherrschen und wie sie bekämpft werden müssen. Im Einzelnen muss der Befall mit Magen-Darm-Würmern, Lungenwürmern, Leberegeln sowie v.a. bei Lämmern mit Bandwürmern abgeklärt werden.

Zeitpunkt und Häufigkeit der Entwurmung hängen davon ab, ob und wann die Tiere im Winter aufgestallt werden und ob während der Weidesaison häufig der Standort gewechselt wird. Sind die Tiere z.B. den ganzen Winter über im Stall, ist eine Infektion mit Magen-Darm-Würmern unwahrscheinlich. Zudem spielt die Besatzstärke eine Rolle.

Dabei muss jeder Betrieb auch überprüfen lassen, ob es Resistenzen gegenüber Entwurmungsmitteln gibt.

Ein schlechter Ernährungszustand kann auf eine Verwurmung hindeuten. Die Überprüfung, ob die Tiere gut im Futter sind oder sehr abgemagert, kann jeder Tierhalter selbst durchführen, indem er auf Höhe der Kruppe die Wirbelsäule abtastet und die Dicke der Fettauflage überprüft (Abb.1).

Schema zur Beurteilung des Nährzustandes
Abbildung 1

Magen-Darm-Strongyliden

Häufig sind die Schafe mit sogenannten Magen-Darm-Strongyliden befallen. Die Larven sitzen auf der Weide an Grashalmen und werden so über das Futter aufgenommen. Sie entwickeln sich im Körper des Schafes weiter und führen zu Entzündungen der Magenwand sowie des Dünndarms. In der Folge entwickeln sich Unterentwicklung, stumpfe Wolle, Durchfall sowie Abmagerung durch Nährstoffmangel. In Einzelfällen kommt es sogar zur Ausprägung eines Kehlgangsödems, dem sog. „Flaschenhals“.

Ein wichtiger Magen-Darm-Wurm ist Hämonchus contortus, der rote gedrehte Magenwurm. Er hält sich im Labmagen auf, setzt sich an der Labmagenwand fest und saugt dort Blut. Je nach Befall kann es dadurch zu einer mehr oder weniger starken Blutarmut kommen. Die Blutarmut bei einzelnen Tieren kann einfach vom Tierhalter selbst darüber erkannt werden, dass die Lidbindehäute der Tiere recht blaß sind.

Dazu gibt es auch den offiziellen FAMACHA-Score (Abb. 2 und 3), mit dem die Farbe der Lidbindehäute beurteilt wird. Sind diese hellrosa bis weiß, besteht eine deutliche Blutarmut und die Tiere sollten umgehend fachgerecht behandelt werden.

Hämonchus contortus kann in den Tieren überwintern und wird mitunter um den Geburtszeitpunkt der Muttertiere wieder vermehrt ausgeschieden („periparturient egg rise“).

Libindehäute
Abbildung 2: Quelle: Thünen-Institut
Libindehäute
Abbildung 3: Quelle: Thünen-Institut

Bandwürmer (Moniezia expansa)

Die Aufnahme der Bandwürmer erfolgt durch das Fressen des Zwischenwirtes, der Moosmilbe. Bandwürmer der Wiederkäuer leben im Dünndarm. Einzelne Eier werden mit dem Kot ausgeschieden. Auf der Weidefläche lebende Moosmilben nehmen die Eier auf und werden ihrerseits wieder von den Schafen gefressen. Bei Lämmern kann es zu  Durchfall,  aber auch zu Verstopfungen sowie verminderten Gewichtszunahmen kommen. Durch den Nährstoffentzug kommt es mitunter zu schlechter Entwicklung, zentralnervösen Störungen bis hin zu Todesfällen. Es gibt wirksame Mittel auf dem Markt, die gegen Bandwürmer wirken. Bandwurmglieder sind die einzigen Würmer, die man mit bloßem Auge im Kot erkennen kann.

Anders verhält es sich mit dem Hundebandwurm. Die Eier des Hundebandwurms werden von Hunden ausgeschieden und können von Schafen und auch Ziegen aufgenommen werden. Im Körper der Wiederkäuer setzen die Eier sogenannte Onkosphären frei, die sich durch die Darmwand bohren und über die Blutgefäße zu anderen Organen wie Leber und Lunge bewegen. Dort bilden sich Zysten, die zu entsprechenden Organveränderungen führen. Entsprechende Befunde können dann an den Schlachtkörpern gefunden werden. In sehr seltenen Fällen kommen auch zentralnervöse Störungen vor.

Leberegel

Ebenfalls Probleme verursacht der große Leberegel, Fasciola hepatica. Die Eier werden mit dem Kot der Tiere ausgeschieden und vom notwendigen Zwischenwirt, der Zwergschlammschnecke, aufgenommen. Dort entwickeln sich die Larven weiter und werden wiederum von der Schnecke an Pflanzen abgesetzt, wo die Schafe sie wieder aufnehmen. Dann durchwandern sie unter anderem die Leber, wo sie entsprechende Schäden hinterlassen, die auch an den Schlachtkörpern zu sehen sind.

Durch den Blutverlust der saugenden Egel kommt es zudem zu Anämie, Hypoproteinämie und Störung der Gewichtsentwicklung.

Der kleine Leberegel spielt im Krankheitsgeschehen bei uns weniger eine Rolle.

Lungenwürmer

Auch die Eier der Lungenwürmer werden über den Kot ausgeschieden. Die Larvenstadien sitzen an Grashalmen, worüber sie von den Schafen aufgenommen werden. Im Tierkörper durchbohren sie die Lunge und setzen dort irreparable Schäden.


Parasitenmanagement

Antiparasitka

Es gibt eine Reihe von zugelassenen Antiparasitika auf dem Markt. Wichtig ist dabei zu wissen, dass nicht einheitlich bestimmte Präparate empfohlen werden können. Was in dem einen Betrieb wirkt, muss in dem anderen Betrieb nicht zwingend greifen.

Es ist fachlich sinnvoll und notwendig, vor der Entwurmung Kotproben im Bestand zu nehmen, um zu sehen, welche Würmer im Bestand sind. Zudem ist zu prüfen, ob es im Bestand Resistenzen gegen bestimmte Wirkstoffe gibt. Dazu sollte man 10 – 14 Tage nach einer Entwurmung Kotproben entnehmen und untersuchen lassen. Es sollten dann keine Würmer nachzuweisen sein. Ansonsten ist das Präparat zu wechseln, da sich hier Resistenzen entwickelt haben.

Es ist dann ein Mittel aus einer anderen Wirkstoffgruppe zu verwenden.

Bei der Wahl des Entwurmungsmittels ist zu beachten, welche Würmer bekämpft werden sollen, ob die Schafe trächtig sind, wie schwer sie sind, wie zu behandeln ist – z.B. ist ein Pour-on-Präparat oder ein Mittel für die Eingabe über das Maul gewünscht?

Die Beratung über geeignete Entwurmungsmittel erfolgt durch den Hoftierarzt, auch zusammen mit dem Tiergesundheitsdienst. Zu beachten ist dabei, dass die Mittel rechtskonform nur gemäß den Untersuchungsergebnissen vom Hoftierarzt zu beziehen und ausschließlich nach seiner Behandlungsanweisung einzusetzen sind. Ein Bezug über Internetapotheken o.ä. ist nicht zulässig.

Weidewechsel

Die mit dem Kot ausgeschiedenen Eier entwickeln sich auf der Weide über verschiedene Larvenstadien weiter. Bei Magen-Darm-Würmern sitzen diese Larven auf Grashalmen. Aus diesem Grund sollte möglichst in einer Saison die Weidefläche gewechselt und anderweitig genutzt werden, um die Aufnahme dieser Larven zu verhindern. Das kann z.B. durch Beweidung mit anderen Tieren wie Pferden erfolgen oder durch Heugewinnung, wodurch die Larven unschädlich gemacht werden.

Das früher empfohlene „Dose-and-Move-System“, bei dem die Tiere erst entwurmt und dann auf eine andere Weidefläche gebracht wurden, wird heute NICHT mehr angewandt. Da man davon ausgeht, dass jedes Tier auch resistente Würmer in sich trägt, würde man bei diesem Verfahren alle Würmer abtöten, nur die resistenten nicht, und diesen dann auf der neuen Fläche die Chance geben, sich umso stärker zu entwickeln. Man würde genau die resistenten Würmer auf die neue, „frische“ Fläche verbringen. Das Ziel ist heute eher „Move-and-Dose“.

Targeted selective treatment

Viele Betriebe gehen dazu über, nicht alle Tiere zu behandeln, sondern nur noch eine klinisch auffällige Teilgruppe, z.B. Tiere mit verkoteten Schwänzen, Flaschenhalsbildung, struppigem Haarkleid und stumpfer Wolle. Hier darf aus Tierschutzgründen die Behandlungsgruppe aber nicht zu eng definiert werden!

Resistenzzucht

Es gibt Hinweise, dass es eine genetische Resistenz gegenüber Magen-Darm-Würmern gibt. So werden mitunter bereits bestimmte Bocklinien eingesetzt, bei denen man weiß, dass die Nachkommen weniger empfindlich für den Befall mit empfindlichen Würmern sind.

Einsatz pflanzlicher Stoffe gegen Innenparasiten

Derzeit wird der Einfluss pflanzlicher Stoffe gegen Innenparasiten untersucht. Die Wirksamkeit von Tanninen ist bekannt, einzelne Pflanzen wie Esparsette, Chicoree, Hornklee und Spitzwegerich scheinen ebenfalls einen positiven Effekt auf den Wurmbefall der Tiere zu haben.

Autor: Dr. Cordula Koch