Färsenmastitis

Färseneuter
Euter einer Färse

Euterinfektionen bei Erstlaktierenden können in einzelnen Betrieben erhebliche Verluste verursachen. Nicht selten sind in diesen Betrieben 25 - 30% - in extremen Fällen bis zu 75% - der Färsen betroffen. Ein Großteil der Färsen hat dort schon vor oder unmittelbar nach der Geburt eine klinische Euterentzündung mit erhöhtem Zellgehalt. Viele dieser Infektionen persistieren für die nächsten 12 - 18 Monate und verursachen irreparable Schäden am Eutergewebe und somit auch fortlaufende wirtschaftliche Verluste für den Tierhalter (Behandlungskosten, verringerte Milchleistung, Infektionsgefahr für die Herde, vorzeitige Selektion, Remontierungskosten).

Die häufigsten Mastitiserreger bei Färsen sind: Umweltstreptokokken, Staphylokokkus aureus und koagulasenegative Staphylokokken.

Eine Ursachenklärung kann jeweils nur betriebsindividuell erfolgen. Es müssen kritische Zeiträume, die für eine Infektion in Frage kommen, abgeklärt werden. Hierzu zählen unter anderem die Haltung und Fütterung im Kälberalter, der Zeitpunkt um die erste Belegung bis hin zur Aufstallung und die Fütterung bis zur Abkalbung.

Zur Prävention gehören scheinbar banale Empfehlungen, die erfahrungsgemäß aber nicht immer leicht umzusetzen sind:

  • saubere und trockene Aufstallung
  • Vollspaltenbuchten sind spätestens ab dem letzten Drittel der Trächtigkeit ungeeignet
  • Zukaufstiere (nicht selten tragende Rinder) sollten vor Integration in die Herde bzw. direkt nach der Abkalbung mittels Milchprobe bakteriologisch untersucht werden
  • Vermeidung von Besaugen als Kälber und Jungrinder
  • Kein Vertränken von hemmstoffhaltiger oder von euterkranken Tieren stammender Milch an die Kälber und Jungrinder
  • Bedarfsgerechte Fütterung in den verschiedenen Altersstufen
  • Regelmäßige und konsequente Fliegenbekämpfung auf allen Ebenen

Die Euter der tragenden Färsen sollten wenigstens in den letzten 2-3 Monaten vor dem Kalben täglich durch Betrachten kontrolliert werden. Dies gilt insbesondere für solche Tiere, die einer gründlichen Beobachtung nur schwer zugänglich, aber wegen der besonderen Umstände (Gruppenhaltung auf Vollspaltenböden, Weidehaltung) gegenüber Euterinfektionen besonders gefährdet sind. In Verdachtsfällen sind die Euterviertel abzutasten und ggf. auch schon vor dem Abkalben anzumelken, um Euterentzündungen frühzeitig zu erkennen und erforderlichenfalls gezielt behandeln zu können.

Die immer wieder anzutreffende prophylaktische Anwendung von Antibiotika zur Vermeidung von Euterentzündungen bei Färsen ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Zum einen besteht Verletzungsgefahr für Mensch und Tier (Strichkanal!) bei der Behandlung. Aber viel Entscheidender ist der Einsatz von Antibiotika hinsichtlich der Anwendung der Antibiotikaleitlinie und der damit verbundenen möglichen Selektion auf Antibiotikaresistenzen.

Autor: Dr. Melanie Kausch