Ersticken gesunde Bäume durch Bewuchs mit Efeu?

"Schadet der Bewuchs mit Efeu gesunden Bäumen wirklich und warum? Was ist von Berichten zu halten, wonach auch die Begrünung von Häusern mit Efeu zur Beschädigung des Mauerwerks durch Einwurzelungen führt? Und, falls das stimmt: ist die Begrünung mit wildem Wein völlig harmlos?"

Antwort:

Schon oft wurde in Leserbriefen vom Erstickungstod, z.B. von Eichen, durch den Bewuchs mit Efeu gesprochen. Gesunde und dicht belaubte Eichen werden ausschließlich am lichten Stamm berankt. Schwache, kranke Eichen, Birken u.a. sind spärlich belaubt und bieten dem Efeu Licht und Raum zum wuchern. Ursache für das Absterben von derartigen Großbäumen sind damit nicht die Efeupflanzen, sondern die schlechten Standortbedingungen. Bei einer Eiche kann das z.B. die fehlende Bodenfeuchte sein, die eventuell durch Straßenbaumaßnahmen hervorgerufen wurde. In den vergangenen Jahren war der regelmäßige Befall mit dem Grünen Eichenwickler, dessen Larven im Frühjahr Kahlfraß verursachen, ein großes Problem. Ebenfalls werden viele Bäume in unserer Region regelmäßig durch den Echten Mehltaupilz geschwächt.

An Bauwerken können rankende Pflanzen durch die natürliche Triebverdickung eine gewisse "Sprengwirkung" haben. Loser Fugenmörtel oder lockerer Fassadenputz fällt damit zu Boden. Solide Bauwerke haben damit kein Problem. Da Kletterpflanzen, ob rankend oder mit den Haftorganen festansitzend, die kleinsten Fassadenrisse und Lücken z.B. im Dachfirstbereich nutzen, kann es beim Entfernen (z.B. aus optischen Gründen) zum Abreißen von Bauwerksteilen kommen. Sollte also ein Fenster einwuchern, ist beim Entfernen der Pflanzenteile besondere Vorsicht geboten. Zu einer richtigen Einwurzelung der Pflanze kann es nur dort kommen, wo fast permanent feuchtes Substrat vorkommt. Das ist an Bauwerken nur selten der Fall.

Der "Wilden Wein" zählt zu den Rankern und hat kaum Haftwurzeln. Diese Pflanzen benötigen in der Regel sogar Kletterhilfe, wie Spaliere. Der nahe verwandte "Jungfernwein" dagegen ist selbstklimmend mit intensiven Haftwurzeln. Diese Pflanzen sind bezogen auf die von Ihnen angesprochene Schadenswirkung mit dem Efeu vergleichbar. Ob Wilder- oder Jungfernwein, beide benötigen mehr Licht als Efeu. Deshalb sind diese Arten nur sehr selten an und in Bäumen zu finden.